Neue Impulse für die gemeinsame Betreuung von Bundeswehrangehörigen

Gelungener Austausch auf der Jahrestagung der Standorte im Projekt Offene Betreuung in Merseburg

An insgesamt 60 Bundeswehrstandorten der sogenannten Offenen Betreuung leisten die Evangelische und die Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (EAS & KAS) wertvolle Unterstützung bei der Entwicklung, Durchführung und Finanzierung abwechslungsreicher Betreuungsformate. Dazu zählen neben Familien-, Freizeit- und Bildungsangeboten auch Serviceleistungen, wie die Beschaffung von Betreuungsmaterial, die im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg) und in Zusammenarbeit mit dem Streitkräfteamt (SKA) gefördert und begleitet werden. Wesentliche Faktoren für die erfolgreiche Konzeption und Umsetzung bedarfsgerechter Betreuungsmaßnahmen sind die enge Abstimmung und Zusammenarbeit aller beteiligten Partner aus den Standorten, Trägerverbänden und verantwortlichen Institutionen.

Ein regelmäßiges Forum für den gemeinsamen Austausch bieten die Netzwerk-Tagungen der Standorte im Projekt Offene Betreuung. In diesem Jahr luden das SKA gemeinsam mit EAS und KAS rund 90 Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom 21. bis 23. Juni in die sachsen-anhaltische Domstadt Merseburg ein, um aktuelle Entwicklungen im Bereich der Betreuung von Bundeswehrangehörigen und ihren Familien vorzustellen sowie die Perspektiven des Projektes Offene Betreuung zu erörtern.  

„Austausch aus der Praxis für die Praxis“

Das Kernanliegen der gemeinsamen Tagung hob Rolf Hartmann, der Hauptgeschäftsführer der EAS, bereits direkt zu Beginn der Veranstaltung hervor. So rief er die Teilnehmenden in seiner Eröffnungsrede dazu auf, im „Austausch aus der Praxis für die Praxis […] voneinander zu erfahren und zu lernen“. In diesem Zusammenhang betonte er zugleich den besonderen Stellenwert der gegenseitigen Vernetzung für den Transfer von Wissen, Ideen und Know-how.

Starke Netzwerke für die Betreuung der Menschen in der Bundeswehr bilden und pflegen: Als eine zentrale Erfolgsformel für eine wirkungsvolle Betreuungsarbeit war insbesondere dieses Thema während der gesamten Tagung überaus präsent und wurde aus den verschiedensten Blickwinkeln beleuchtet. Ob mit den relevanten Akteuren am Standort, zwischen den Standorten oder über die Standorte hinaus – im Aufzeigen von Potenzialen und zahlreicher Möglichkeiten der Vernetzung konnte die Tagung wichtige Impulse für den Alltag setzen und viele Anregungen für gemeinsame Betreuungsprojekte liefern.  

Rege Workshop-Arbeit als Grundlage für den gemeinsamen Austausch zu Betreuungsthemen

Das inhaltliche Grundgerüst bzw. die thematischen Ausgangspunkte für den intensiven Austausch in großer wie kleiner Runde bildeten drei Workshops zu zentralen Betreuungsaspekten:

  • In ihrem Workshop „Quo Vadis, Betreuung?“ gingen die EAS-Regionalreferenten Volker Schwenke und Dieter Hollinde nicht nur auf die Perspektiven der Betreuungsarbeit am Standort ein, sondern präsentierten verschiedene Best-Practice-Beispiele in der Umsetzung von Betreuungsmaßnahmen. Darüber hinaus schärften sie den Blick der Teilnehmenden für die Bedürfnisse unterschiedlicher Zielgruppen und stellten nützliche Methoden für eine effektive Bewerbung der Angebote vor.
  • Für eine gute Zusammenarbeit ist das Verständnis des Gegenübers essenziell. In welchem Rahmen bewegen sich die Akteure in den jeweiligen Betreuungsebenen? Wo liegen die Herausforderungen und an welchen Stellen können sich Synergieeffekte durch Kooperation und Netzwerke entfalten, um bestmögliche Voraussetzungen für die Betreuung zu schaffen? Auf diese Fragen fanden die Teilnehmenden im Workshop „Verzahnung der Betreuung“ von Britt Baumgärtel aus dem FüSK III 2 des BMVg zahlreiche Antworten.  
  • Eine gute Idee ist oft erst der Anfang. Was ist zu tun, damit aussichtsreiche Betreuungsprojekte nicht an fehlenden Geldmitteln scheitern? Hierfür vermittelte die Regierungsamtsrätin Nadine Sakschewsky von der Gruppe Betreuung und Fürsorge des SKA in ihrem Workshop „Finanzierung und Haushalt“ einen Überblick zu den wesentlichen Finanzierungswegen für Betreuungsbüros und den dazugehörigen Verfahrensweisen.

Neuen Herausforderungen durch die Folgen der Corona-Pandemie erfolgreich begegnen

Was auf der Netzwerk-Tagung ebenfalls sehr deutlich wurde: Zu den größten Herausforderungen in der gegenwärtigen Betreuungsarbeit zählen die Folgen der langanhaltenden Kontaktbeschränkungen während der Corona-Pandemie. In diesem Zusammenhang waren sich alle Teilnehmenden einig, dass es innovativer und attraktiver Betreuungsangebote bedarf, die den sich ändernden Bedürfnissen und Gewohnheiten der Bundeswehrangehörigen Rechnung tragen. Nicht selten wurden hierfür in immer neuen Gesprächsgruppen Erfahrungen ausgetauscht, erfolgreiche Maßnahmen vorgestellt und erste Projektideen entwickelt, die die Betreuungsarbeit vor Ort in Zukunft bereichern sollen.

Einen persönlichen Einblick in unterschiedliche Betreuungsbeispiele und ihre Umsetzung bot der eingeplante Praxisnachmittag. Sportlich wurde es unter anderem beim Drachenbootrennen und Crossfit-Training unter professioneller Anleitung. Daneben erfreuten sich auch das Geocaching sowie die klassische Stadtführung durch das historische Merseburg großer Beliebtheit.    

Die Vertreter von EAS, KAS und SKA bedanken sich für die rege Beteiligung, das konstruktive Miteinander und den fruchtbaren Austausch während der gemeinsamen Tage in Merseburg. Die Jahrestagung der Standorte im Projekt Offene Betreuung wird abwechselnd von den Trägerverbänden EAS und KAS organisiert. Die nächste Tagung ist im Zeitraum vom 23. bis 25. Mai 2023 in Soltau (Niedersachsen) unter Federführung der KAS geplant.

Stichwort Offene Betreuung

Die Evangelische und Katholische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung organisieren für Bundeswehrangehörige sowie deren Familien regelmäßig abwechslungsreiche Betreuungsformate, die allen Dienstgrad- und Altersgruppen – unabhängig vom Ansehen der Person, ihrer Herkunft und Konfession – offenstehen. Einen intensiven Fokus legen KAS und EAS auf Standorte der Bundeswehr, an denen sich Aktivitäten in der Freizeit aufgrund der vor Ort anzutreffenden Rahmenbedingungen nur unter besonders hohem Aufwand realisieren lassen. Diese Standorte werden von EAS und KAS im Rahmen eines eigenen Betreuungsprojektes – der sogenannten Offenen Betreuung – durch beratende Begleitung sowie zusätzliche Finanzmittel im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung speziell gefördert.

Das Konzept der Offenen Betreuung ist im Zuge der deutschen Wiedervereinigung entstanden, um den neu hinzugekommenen Standorten der Bundeswehr bedarfsgerechte Betreuungsmaßnahmen anbieten zu können. Heute profitieren deutschlandweit 60 Bundeswehrstandorte von diesen ergänzenden Angeboten, wobei grundsätzlich jeder Standort mit entsprechenden Defiziten im Bereich der Freizeitbetreuung in das Projekt aufgenommen werden kann. Bei Interesse an einer Integration in die Offene Betreuung stehen die beiden Betreuungsorganisationen für ein Antragsverfahren beim Streitkräfteamt (SKA) gerne beratend zur Seite.

Text und Bilder: KAS/Daniel Dodt