„Wenn der Vater mit dem Sohne…“ – Segelfreizeit in den Niederlanden

IJsellmeer/Holland/In See. „Einfach mal für eine Woche raus, dem soldatischen Alltag entrinnen und als ‚Vater-Sohn-Gespann‘ gemeinsam die Sonne und den Wind genießen“, so lautete das Motto der Vater-Sohn-Segelfreizeit, die von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (EAS) angeboten wurde. Begleitet von Regionalreferent Dieter Hollinde und Regionalbetreuer Boris Broers ging es vom 28. Juli bis 2. August für 18 Väter und ihre 23 Söhne nach Holland, um auf den Zweimastklippern „EENSGEZINDHEID“ und „BREE SANT“ viele tolle Erlebnisse, Eindrücke und Spaß auf dem IJsselmeer und der Nordsee zu erleben.

Alle Erlebnisse dieser ereignisreichen Woche haben die Teilnehmenden beider Schiffe jeweils in einem Logbuch zusammengefasst:

Segelfreizeit auf dem IJsselmeer – Logbuch der EENSGEZINDHEID

Ankunft und Einschiffen:

Sonntag, Ruhe, Entspannung, Erholung. Nicht aber für die zukünftige, wackere und ambitionierte Mannschaft der EENSGEZINDHEID und der BREE SANT. Nach unterschiedlichen langen, aber gefahrvollen Anreisen der noch zusammenzuwachsenden Crew traf man sich am Pier in Enkhuizen. Die neue Parkplatzsituation stimmte erschöpfte Gemüter glücklich und schonte Energie der jungen und alten Hilfsmatrosen, um den Wagnissen der See entgegen treten zu können.

Die Übernahme der Kojen verlief, wenn auch überschattet durch das ein oder andere Problem bei der Verstauung, grundsätzlich reibungslos. Oberquartiermeister Boris und sein Pendant Dieter teilten die Mannschaft auf die beiden Schiffe auf. Hier wurden sogar kurzfristige Änderungen genehmigt, welche die Kampfkraft und die Moral auf beiden Schiffen noch steigern sollte.

Nach den ersten Begegnungen der neuen Crew, welche auch das eine oder andere Wiedersehen beinhaltete, wurde der Teamgeist das erste Mal herausgefordert. Bei der Verladung und dem Verstauen des Proviants packten alle Matrosen tatkräftig mit an. In beeindruckender Zeit war der „Mampf“ ordnungsgemäß verstaut. Sogar die geselligkeitsfördernden Hopfenkaltschalen fanden ihren wohl gekühlten, vorläufigen Platz. Unser Smutje Christian hinterfragte den Status des Darbens und entschied sofort selbstlos dagegen etwas zu unternehmen und Abhilfe zu schaffen. Vorwiegend da die Angelcrew nur mäßigen Erfolg vorweisen konnte entschied sich unser Smutje für Feuerschiffchen in der Hoffnung, dass dieser Name nicht Programm werden sollte. Diese fanden großen Anklang und wurden in reichlicher Anzahl genüsslich und dankbar vertilgt.

Nach der Einweisung durch Skipper Peter und Quartiermeister Boris, konnte die Mannschaft noch Kontakte auf Deck pflegen und auch wieder etwas Platz im Kühlschrank schaffen. Zum Datumswechsel fanden sich dann nahezu alle großen und kleinen Matrosen in den Kojen für eine erholsame Nacht ein, welche uns alle für die kommenden Ereignisse stärken sollte.

Tag 1 in See: Von Enkhuizen nach Harlingen

Zu Beginn des Tages wurde mit Schrecken festgestellt, dass unser ehrenvolles Schiff von einer Armada geflügelter Piraten mit Stechwaffen geentert wurde. Durch eine moderne Unterdruckwaffe wurde diese geplante feindliche Übernahme zurückgeschlagen. Glücklicherweise gerade rechtzeitig, um die erste Morgenverpflegung einzunehmen.

Die sich in der Kombüse befindliche Spülmaid „Elettrobar“ ließ auf eine schnelle Erledigung der Arbeiten hoffen. Nach kurzem, aber intensiven Bitten, nahm sie ihre Dienstleistung auf. Innerhalb kürzester Zeit war wieder „Klar Schiff“.

Pünktlich um 09:30 Uhr begann Jordon mit einer intensiven Einweisung. Hier erfuhren wir jede Menge Details des Schiffes und des Segelns. Direkt im Anschluss durften wir das Gelernte direkt einsetzten und stachen unter fachmännischer Anleitung in See.

Nun konnte die Symbiose aus Schiff und Mannschaft ihre Qualitäten unter Beweis stellen. Ganz zum Leidwesen der BREE SANT, die keinerlei Konkurrenz zur Effektivität und Geschwindigkeit unseres Schiffes darstellte. Einen besonders guten Blick auf die vernichtende Niederlage der BREE SANT hatten die jungen Matrosen aus dem Klüvernetz. Um 12:22 Uhr belohnten sich die Neumatrosen mit dem eingangs genannten Getränk, welches nun wohl temperiert den Sieg noch krönte. Auch das Bad im kühlen Nass sorgte nicht nur für beeindruckende artistische Darbietungen, sondern ebenfalls für umfangreiche Erfrischung. Die Arbeitsteilung auf unserem schönen Schiff war vollumfänglich geprägt von Teamgeist. Jorge genoss die Unterstützung seiner Mannschaft. Weniger gesegnet war die Matrosin der BREE SANT, welche völlig ohne Unterstützung das Klüver Segel einholen musste. Selbst einen verklemmten Tampen konnte augenscheinlich nur ein Matrose unseres Schiffes ordnungsgemäß lösen.

Nach den vergeblichen Versuchen der vergangenen Nacht die Crew mit frischem Fisch zu versorgen, ergriff dann am Nachmittag unser Smutje die Initiative. Nach kürzester Zeit wurde diese sogar von Erfolg gekrönt und die Mannschaft konnte erahnen, am Abend mit frisch gefangenen Lachs verwöhnt zu werden. Mit dieser Hoffnung vor Augen setzten wir die Schiffsschraube in Richtung Schleuse Kornwerderzand. Nur wenige Minuten nach der BREE SANT, welche sich durch einen Frühstart einen Vorteil verschafft hatte, erreichten auch wir das technische Wunderwerk. Hier sei noch angemerkt, dass wir zur Ehre des Kapitäns und auch zur Befriedigung unseres ästhetischen Anspruches bereits vor der Schleuse alle Segel ordentlich verstaut und geschützt hatten. Der Name der EENSGEZINDHEID erstrahlte nicht nur vom Bug, sondern prangte auch auf dem ordentlich verstauten Hauptsegel.

Um 16:59 Uhr fuhren wir in die Schleuse und reihten und als drittes von insgesamt sieben Schiffen ein. Bereits um 17:16 Uhr war die Schleusung erledigt und wir starteten auf den Spuren der Wikinger in die raue Nordsee. Direkt im Anschluss wurden wir von unserem Smutje wieder hervorragend, diesmal mit dem selbstgefangenen Tiefkühlwürfellachs, versorgt. Nach dem Ankern in Harlingen schwärmten die Hilfsmatrosen aus, um Ihre Vorräte aufzufüllen. Mit eben diesen ließen wir den Abend gemütlich ausklingen.

Tag 2 in See: Von Harlingen nach Vlieland

Der Morgen startete mit einer griechisch stämmigen Motivationskanone, die alle sich noch in der Koje befindlichen Matrosen aus dieser herauskatapultierte. Während das Team um den Smutje die Morgenverpflegung vorbereitete, gingen 4 wackere Matrosen auf die Jagd, um die letzten Lücken im Proviantvorrat zu schließen. Erfolgreich wurde die Beute gerecht geteilt.

Direkt nach der Verpflegung stachen wir wieder in See. Für die vor uns liegende Reise begann das Team Küche schon jetzt eine typische exotische Frucht der Seefahrt von ihrer ungenießbaren Schale zu befreien. Insgesamt leistete das Team Küche heute Unmenschliches. Einige behaupteten, dass es dem Küchenteam von Christian dem Erbarmungslosen nicht möglich war, an diesem Tage das wärmespendende Gestirn mit eigenen Augen zu sehen. Zusätzlich wurde auch eine alte Tradition am zweiten See Tag wieder ins Leben gerufen. Bedauerlicherweise haben sich lediglich zwei Matrosen an eben dieser uralten Tradition beteiligt.

Ebenfalls erwähnenswert sind die erstaunlichen Eindrücke, die wir von der Fauna des Wattenmeeres in Augenschein nehmen durften. Nicht nur das größte Säugetier der Welt konnte beobachtet werden, sondern sogar die seltene Form einer Albino Robbe, die mit atemberaubender Geschwindigkeit an uns vorbeizog. Da waren die gewöhnlichen Nordseerobben, die wir auf Steuerbord auf einer Sandbank erkennen konnten, nahezu banal.

Im Bereich des Fischfangs waren wir an diesem zweiten Reisetag deutlich erfolgreicher als an den vorherigen. Zwar schwang immer noch der Jagderfolg unseres Smutjes bezüglich frischen Würfel Lachses in der Erinnerung, dennoch ist es uns diesmal gelungen einen wesentlich größeren kapitalen Fisch im Netz des Klüvers zu fangen. Durch diese Segnung Petris war die Verpflegung für die restliche Reise gesichert.

Nicht ohne Erwähnung soll wieder die hervorragende Arbeit der Mannschaft sein. Ordnungsgemäß vor der Einfahrt in den Hafen von Vlieland war das Schiff in einem beispielhaften Zustand. Es gelang der Mannschaft, dank des Smutje, vor der Eroberung von Vlieland zu verpflegen, um ausreichend Kraft für die individuellen Herausforderungen und Abenteuer auf dieser wilden Insel zu haben. Diese Abenteuer waren individuell, mannigfaltig und größtenteils so unglaublich, dass eine Schilderung an dieser Stelle dem Erlebten nicht würdig wäre.

Das Wetter spielte jedem noch so heldenhaften Vorhaben in die Karten. Es war herrlich. Dennoch sei eine Besonderheit zu erwähnen: Ein ausgesprochen tapferer Recke ging trotz seines Mangels an Erfahrung auf eigene Faust in die Wildnis. Seine Fähigkeiten konnte er in dieser Situation bis zum EK II ausbauen. Ferner konnte durch beherztes Eingreifen ein unbeschreibliches Seemonster, welches sich in einen Matrosen verbissen hatte durch beispielhaftes Teamwork besiegt und der Matrose nur leichtverletzt der Mannschaft wieder genesungsfähig zugeführt werden. Der Treffpunkt nach den genannten und jeder noch so gewagten Unternehmung war wieder unser ehrenvolles Schiff auf dem nach umfangreicher Körperpflege und der Versorgung der Wunden ein herrliches Gelage, von unserem Smutje gezaubert, auf uns wartete.

Das vorerst letzte Highlight des Tages war die widerspenstige Zähmung. Oft unter Zuhilfenahme von Keschern oder Angelruten wurde allerlei Getier mit klaren Vorteilen gegenüber den Jägern, zumindest was die Anzahl der Gliedmaßen anbelangt, temporär genauerer Betrachtung zugeführt. Im Vorfeld dieser waidmännischen Erfahrung durften sich diese Tiere sogar im sportlichen Wettkampf messen. Eine Videodokumentation wurde erstellt und sorgte für viele humorige Vorstellungen.

Ab etwa 22:00 Uhr gönnten wir dem Getier eine Pause und der Mannschaft die altbekannte Hopfenkaltschale, mit welcher der Abend wieder gemütlich ausklang.

Tag 3 in See: Von Vlieland nach Texel

Nach einem betont schwungvollen Wecken wurde zuerst festgestellt, dass die Versorgung mit zunächst 32 Eiern an Bord sichergestellt sei. Der Ursprung dieser Zahl im Genauen blieb verborgen. Einer der Matrosen in Führungsfunktion konnte sich ungewöhnlicherweise sogar über ein 100-jähriges Ei erfreuen, dessen Verzehr er aber aus tiefempfundener Ehrfurcht ablehnte. Aufgrund von unverschuldeten Verzögerungen, verursacht von weniger fähigen Crews, musste unser Aufbruch ins Unbekannte verschoben werden. Diese unverhoffte Zeit nutzten einige leistungsorientierte Matrosen für die Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit und ihrer Resilienz. Der Sand diente als aufgabenorientierte Schwierigkeitsgradintensivierung. Die Mehrheit der restlichen Matrosen verneigte sich vor Ehrfurcht, lehnte aber eine Beteiligung dankend und strikt ab.

Um 10:30 Uhr stachen wir wieder in See. Die Präzision, mit der Kapitän Peter unseren Seelenverkäufer durch das enge Hafenbecken Richtung Nordsee manövrierte, war wie immer ein beeindruckendes Schauspiel.

Kaum aus dem Hafen, hieß es „Segel setzen“. Besan, Haupt- und Focksegel wurden fachmännisch gesetzt und viele andere Schiffe in ihre Schranken gewiesen. Doch auch für die BREE SANT war es möglich zu glänzen. Aufgrund ihrer Performance eröffnete sie uns die Gelegenheit von unserem Heck wundervolle Fotos zu schießen, die klare Postkartenqualitäten aufwiesen. Nun war Eile geboten, da das Motiv mit rasender Geschwindigkeit an Nähe verlor.

Auf der EENSGEZINDHEID konnten die Segel-Skills intensiviert werden. Petrus hatte ein Einsehen und blies in die Segel. Eine Wende jagte die andere, die Wellen peitschten an den Bug und beinahe, aber nur beinahe, wurde das Auslaufgetränk versäumt.

Neben der herrlichen maritimen Aussicht war es einigen von uns auch vergönnt, zwei sandfarbene Dünen mit leichtem Bewuchs und einem mittigen Tal zu beobachten. Da es sich hier um einen ungewöhnlichen Anblick auf hoher See handelte, wurde dieser digital für die Ewigkeit festgehalten und findet natürlich auch hier Erwähnung. Die sportliche Motivation sowie die Auslebung derselben wuchs zu ungeahnten Blüten heran. Ein simples Würfelspiel führte zu körperlichen Höchstleitungen die nicht nur die jungen und alten Matrosen begeisterten, sondern sogar die Führungspersonen zu offenen Mündern, welche ihre Begeisterung offenbarten, animierte.

Das sportliche Highlight war ein Wettbewerb im möglichst unfallfreien Transport von Citrusfrüchten. Der Preis des Siegers waren Liegestütze der unterlegenen Mannschaft. Aus Solidarität und minimal ausgeprägten Bedenken, die gegnerische Mannschaft könnte durch die zusätzliche Trainingseinheit die Sieger konditionsmäßig überflügeln, widmeten sich alle Teilnehmer der körperlichen Ertüchtigung. Das i-Tüpfelchen, welches uns in Begeisterungsstürme zwang, waren die Darstellungen der sportlichen und akrobatischen Fähigkeiten unseres Chef Matrosen. Als Gegenpol zu den sportlichen Leistungen entschied der Kapitän, uns zu entschleunigen, um noch ein wenig die Ruhe auf dem Wasser zu genießen. Gewisse Synergieeffekte bleiben an dieser Stelle unerwähnt.

Im Hafen angekommen setzte sich verzögerungsfrei der Versorgungstrupp in Marsch. Kurz vor knapp erreichten wir den Versorgungspunkt und wurden bezüglich der Verfügbarkeit des Gewünschten tief enttäuscht. Mit halbvollen Rucksäcken traten wir den Rückweg an. Das Defizit sollte unter Zuhilfenahme der Kontakte des Kapitäns der BREE SANT mit einer Kraftdroschke aus dem fernen Den Burg beschafft werden. Zum Glück war uns Fortuna hold und das Fehl konnte ausgeglichen werden.

Als Abschluss des heutigen Tages wurde ein urmenschliches Ritual durchgeführt. Das gejagte Gut wurde auf dem offenen Feuer zubereitet. Beide Mannschaften waren begeistert und ließen die verantwortlichen Smutjes hochleben. Das gemütliche Abschlussgetränk wurde dann gemeinsam, nach alter Tradition, auf dem Deck zelebriert und genossen.

Tag 4 in See: Von Texel nach Enkhuizen

Der Tag begann musikalisch in gewohnter, freudiger und beschwingter Weise. Das Anlegemanöver ging uns als mittlerweile erfahrene Seebären souverän von der Hand. Kapitän Peter setze heute zunächst wieder die Schiffsschraube und stach mit seiner Mannschaft Richtung Süden in See.

Das Frühstück wurde dann auf hoher See mit den dadurch verbundenen Turbulenzen eingenommen. Der Appetit der Mannschaft war riesig und Raubtierfütterung bezeichnet die Nahrungsaufnahme trotz erschwerten Bedingungen wohl am ehesten. Direkt im Anschluss wurde der neu entdeckte maritime Frühsport mit Würfelunterstützung zelebriert.

Nach einiger Zeit wurde die BREE SANT von einer Sandbank überrascht. Kapitän Peter entschied aufgrund der Regeln der christlichen Seefahrt, den Matrosen zur Hilfe zu eilen. Begründet in den Motivationsfähigkeiten unserer Führung waren wir bereit, alles für die Kameraden zu geben. Alle Matrosen haben zwar etwas „Zug“ bekommen, fühlten sich aber fit genug den Rettungsversuch zu starten.

Aufgrund einer unberechenbaren Strömung ereilte uns bei der Rettungsaktion ebenfalls das Schicksal der BREE SANT.  Angesichts unserer optimistischen Ader ergriffen wir die Gelegenheit am Schopfe und genossen die Sandbank in kleinen Erkundungstrupps. Trotz der einen oder anderen kleineren Verletzungen, die im Kampf gegen die einheimische Tierwelt entstanden, eroberten wir die Sandbank. Leider mussten wir feststellen, dass unsere Eroberung nicht von Dauer war. Langsam, aber sicher entriss die See uns unser neu in Besitz genommenes Eiland und zwang uns zurück auf die EENSGEZINDHEID. Hier wartete allerdings schon unser Smutje, um unseren Verlust mit einem fürstlichen Gelage zu schmälern.

Auch modisch konnte sich unsere Mannschaft sehen lassen, insbesondere was individuelles Design anbelangt. Ein Matrose schaffte es, den eigenen Hautton seiner Oberkörperbekleidung so anzupassen, dass Übergänge nur noch schwer erkennbar waren. Kurz bevor wir dank Neptuns Einsehen vom Meer von der Sandbank gehoben wurden, erfuhren wir allerlei über den Seemannssonntag. Selbigen zelebrierten wir ausgiebig und stachen dann, nach dem Segelsetzen in See, um die vorletzte Etappe zu bestreiten.

Erst eine geraume Zeit später bemerkten wir, dass die BREE SANT augenscheinlich Probleme hatte. Sie konnte am Horizont nicht mehr ausgemacht werden. Viele Schiffe wurden fälschlicherweise als BREE SANT identifiziert. Nach einem Piratenrat entschieden wir, dass der Verlust nicht vermeidbar ist, akzeptierten diesen Rückschlag und setzten dann unsere Fahrt fort.

Die Segelmanöver, welche wir trotz Trauer um die BREE SANT konsequent und professionell durchführten, zwangen sogar unsere Führungsperson zu Lobeshymnen. Im Taumel des Jubels konnten wir plötzlich ein Schiff entdecken. Gegen jede Wahrscheinlichkeit war es die BREE SANT, die zu uns aufgeschlossen hatte. Die Wiedersehensfreude war unzügelbar. Vor Begeisterung warf die BREE SANT Sauce Hollandaise zu uns herüber – bekanntlich ein alter niederländischer Seemannsbrauch, der bis zum fliegenden Holländer zurückzuverfolgen ist.

In wieder erreichter Zweisamkeit steuerten wir Richtung Schleuse. Unsere Schleusung fand als erstes statt. Unsere Jungmatrosen verewigten sich mit vergänglicher Kunst auf den majestätischen Wänden der Schleuse. Die weibliche Monarchin des Schiffes bat drei Matrosen, ihr ihre Stärke zu demonstrieren. Natürlich wurde die Herausforderung angenommen. Mit nur drei Männern katapultierten diese wikingerähnlichen Athleten das Schiff Richtung Backbord.

Jetzt konnte die Schleuse gefahrlos passiert werden und die letzte Etappe gen Enkhuizen in Angriff genommen werden. Die stürmische Überfahrt nutzten vor allem die jungen Matrosen wieder für körperliche Ertüchtigung und Vertiefung von Fremdsprachenkenntnissen.

Derweil stand unser Smutje vor einem Dilemma, denn der Mannschaft wurden Schnitzel versprochen, doch das Werkzeug fehlte. Hier unterstützte der Kapitän mit Alternativen. Eine Kombination aus Holz, Metall und Kunststoff, das dann das gewünschte Ergebnis erzielen konnte. Hier muss auch noch der Einsatz unseres Führungspersonals erwähnt werden, welcher im Schweiße seines Angesichts die Panier Straße mit seiner Arbeitskraft adelte.

Um 19:00 Uhr erreichten wir Enkhuizen und begannen die Segel zu streichen. Ergänzend zu unserer Ausbildung gab es nun noch eine Lektion in der Segelinstandsetzung. Ein wenig enttäuscht waren wir bezüglich des Materials. Es erinnerte in Festigkeit und Aussehen ungewöhnlich stark an das Material welches vorwiegend auf Abrollern im Büro zum Einsatz kommt. Nun machten wir uns daran alle Segel akkurat, ordnungsgemäß und ästhetisch in den dazugehörigen Persennings zu verstauen und ein letztes Mal, nicht ohne Wehmut, seewärts auf das Ijsselmeer zu schauen.

Ein betörender Duft zog dann die hungrigen Matrosen unter Deck. Unser Smutje hatte wunderbare Schnitzel, innovativ zubereitet. Die Menge der Erdäpfel konnte nichts gegen den Appetit den vier Tage auf See verursachten, ausrichten. Somit wurde der letzte Hunger mit Leipziger Allerlei gestillt. Natürlich auch mit hervorragenden Schnitzeln.

Direkt nach dem Essen rief unsere Führungskraft dann Stress aus. Lediglich 60 Minuten ließ er uns für die Reinigung des kompletten Schiffes. Nicht nur die Hinterlassenschaften des opulenten Mahles mussten beseitigt werden – nein, es ging vor allen Dingen um das „Zurücksetzen des Schiffes auf Werkeinstellungssetzung“ inklusive Deckschrubben, saugen, wischen sowie sortieren und Einlagern der Schwimmwesten.

Unsere Mannschaft hat es hervorragend bewerkstelligt und sogar 2 Minuten vor der Vorgabe, konnten wir unsere Arbeit als erledigt melden. Direkt im Anschluss an diese unmenschliche Leistung begannen wir mit unserer Abschlussbesprechung, welche direkt an diesen Bericht begann.

Alle alten und jungen Matrosen sind dankbar für diese Vielzahl an tollen Erlebnissen. An dieser Stelle wird nun das erste und einzige Mal ein Name, dessen Wirken schon mehrfach in diesen Bericht festgehalten wurde, genannt. Vielen herzlichen Dank für diese tolle Woche Boris!

Geschrieben von der Besatzung der EENSGEZINDHEID im Juli & August 2024

Segelfreizeit auf dem IJsselmeer – Logbuch der BREE SANT

Ankunft und Einschiffen:

Endlich sollte es los gehen! In vielen Orten machten sich Väter mit ihren Söhnen auf den Weg in die Niederlande, um die kommenden Tage in See zu stechen. In Enkhuizen warteten bereits die EENSGEZINDHEID und unser Schiff, die BREE SANT auf uns. Glücklicherweise durften wir bereits um halb acht an Bord, so dass beim Eintreffen der Lebensmittel viele Hände verfügbar waren, um alles zu verstauen und den ersten Abend an Bord beginnen zu lassen. Unser Smutje Sebastian bereitete uns einen ersten Snack und stellte schnell fest, dass er wohl gute Esser an Bord hat.

Nach ersten Gesprächen und Beschnuppern der anderen, wurde der Abend dann doch etwas später gegen Mitternacht beendet.

Tag 1 in See: Von Enkhuizen nach Harlingen

Mit Sonnenschein und einer leichten Prise Wind starteten wir in den ersten Tag. Nach einem ausgiebigen Frühstück hieß es für alle Leicht- und Vollmatrosen um 9:30 Uhr Antreten an Deck. Durch die Matrosin Kathy wurde der Aufbau des fast 120 Jahre alten Klippers erklärt. Die Bezeichnungen der Segel des Schiffes von ganz vorne dem Bug bis zum Heck, das Klüversegel, die Fock, das Groß bis zum Besansegel. Dann wurden noch die seemännischen Knoten und das Belegen der Klampen gezeigt und geübt. Um ca. 10 Uhr haben wir in Enkhuizen abgelegt und es ging über das IJsselmeer Richtung Schleuse zur Nordsee. Nachdem wir den Hafen verlassen hatten, wurden die Segel zuerst mit Hilfe der Leichtmatrosen und das letzte Drittel der insgesamt 400 qm Segelfläche durch die Vollmatrosen an den Wind gebracht. Da der Wind mit nicht mal 3 bft (12 – 19km/h) Windgeschwindigkeit wehte, haben wir nach 5 Stunden eine Badepause eingelegt. Parallel zur EENSGEZINDHEID, der zweite Klipper der Segelfreizeit, wurde der Anker hinabgelassen. Bei drei Meter Wassertiefe konnten wir nicht nur über die Badeleiter ins Wasser, sondern auch von Deck in das kühle Nass springen. Für einige Leichtmatrosen war die Schwimmeinheit so anstrengend, dass sie sich erstmal in die Koje verkrochen haben. Der Anker wurde gelichtet und mit Hilfe der Maschine ging es weiter zur Schleuse. Skipper Claas hat die BREE SANT sicher in und aus der Schleuse wieder herausmanövriert. Da der Wind so schwach war, konnten wir nur noch unter Motor unseren Zielhafen Harlingen anlaufen. Smutje Sebastian hat uns während der Zeit noch leckere Nudeln mit Lachs und Soße vorbereitet, die wir uns im Hafen schmecken ließen. Abends sind noch einige in den Ort gegangen, um ein Eis zu essen, Proviant zu besorgen oder die über den warmen Tag verbrauchten Flüssigkeiten aufzufüllen. Der Abend wurde noch gemütlich auf dem Schiff verbracht.

Tag 2 in See: Von Harlingen nach Vlieland

Smutje Sebastian hat ein ausgezeichnetes Frühstückbuffet angerichtet. Der Duft frisch gebackener Brötchen lockte die Mannschaften aus den Kajüten und der Tag konnte beginnen. Vor dem Auslaufen in die Nordsee musste jedoch erst der „Honigsauger“ verschmutztes Wasser aus dem Maschinenraum abpumpen und ordentlich entsorgen. Hierdurch verzögerte sich unser Start leider mehr als geplant und so hatte an diesem Tag das Schwesterschiff EENSGEZINDHEIT schon beim Auslaufen eine gute Stunde Vorsprung.

Nach der Ausfahrt aus dem Hafen Harlingen wurden die Segel gesetzt und Skipper Klaas legte Kurs Richtung Vlieland an. Die Sonne brannte auf Deck und aufgrund eines eher zurückhaltenden Windes trieb es uns recht gemütlich über die See.  Am späten Nachmittag erreichten wir nach einem ordentlichen Schlenker um eine große Sandbank herum die Insel und Skipper Klaas meisterte die durchaus enge Hafeneinfahrt deutlich souveräner, als er es selbst befürchtet hatte.

Nach dem Festmachen in fünfter Reihe erkundete die Mannschaft den nahegelegenen Strand und die schöne Fußgängerzone von Oost-Vlieland. Ein paar Souvenirs wurden besorgt und ein Eis durfte bei hohen Temperaturen natürlich nicht fehlen.

Den Abend verbrachte die Mannschaft bei kühlen Getränken an Deck, wobei Teile der Jungmatrosen auch noch einen nahegelegenen Spielplatz unsicher gemacht haben. Matrose Till, der die Nacht wie immer in seinem Schlafsack an Deck verbracht hat, war doch etwas enttäuscht, dass die ihm bei der ersten Segelfreizeit 2018 von Len, dem damaligen Matrosen der EENSGEZINDHEIT gezeigten „Leucht-Algen“ im Hafenbecken von Vlieland offenbar irgendwie nicht mehr funktionieren…

Tag 3 in See: Von Vlieland nach Texel

Da am Abend vorher neben uns noch zwei weitere Schiffe festgemacht hatten, verzögerte sich unsere Abfahrt und machte eine Anpassung des Planes notwendig. So konnte noch im Hafen das vorzügliche Frühstück, welches heute um frische Wassermelone ergänzt wurde, eingenommen werden. Zuvor lockte der durchs Schiff strömende Kaffeeduft nach und nach alle an Deck.

Direkt nach der Hafenausfahrt wurde das Schiff unter Segel genommen und die einigermaßen stabile Brise ermöglichte es bei bestem Sonnenschein allen Beteiligten, Segelfeeling zu entwickeln. Skipper Klaas drehte kurz Richtung Nordsee ein, um anschließend Kurs Süd einzuschlagen und uns an einer großen Sandbank inklusive unzähliger Seehunde vorbei zu manövrieren.

Jetzt war es auch schon Zeit für den obligatorischen Mittagsnack – Männerberliner – eine kulinarische Offenbarung, die unter der tatkräftigen Hilfe der meisten Kinder vollendet wurde.

Anschließend drehten wir ein auf Kurs Texel und im weiteren Verlauf des Nachmittages konnten sich weitere Steuermänner aus der Segelcrew bewähren. Unter den kundigen Augen unseres Skippers wurden rudimentäre Kenntnisse vermittelt und das Schiff erreichte peu a peu seinen Zielhafen Ouderschild. Dort konnten wir gegen halb sieben neben unserem „Schwesterschiff“ der EENSGEZINDHEID festmachen. Nachdem noch notwendige Einkäufe erledigt wurden, bereiteten unsere beiden Köche, unter musikalischer Begleitung aus der BeatBox den Grill vor und anschließend gab es ein umfangreiches und superleckeres Grill-Buffett.

Der Abend klang unter Durchmischung der beiden Besatzungen gemütlich bei Gesprächen, Spielen und Vorfreude auf den nächsten Tag mit dem geplanten „Trockenfallen“ aus.

Tag 4 in See: Von Texel nach Enkhuizen

Der letzte Segeltag begann auf Texel recht früh. Um halb acht weckte der Motor die teilweise noch schlafende Besatzung. Es sollte auf eine kleine Sandbank in der Nähe gehen, wo die Besatzung den Meeresgrund mal direkt in Augenschein nehmen sollte.

An der Position angekommen, dauerte es noch einige Zeit, bis die BREE SANT fest auf dem Grund des Meeres lag und die Besatzung von Bord gehen konnte. „Trockenfallen“ nennen das die Skipper der Plattbodenschiffe. Nach ausgiebigen Spaziergängen auf dem Meeresgrund und frischen Crêpes (herzhaft oder süß) von Smutje Sebastian ging es am Nachmittag auf die letzte Etappe. Es sollte durch die Schleuse zurück ins Ijsselmeer gehen, wo der Heimathafen Enkhuizen auf uns wartete. Vor der Schleuse trafen wir noch unser zweites Schiff. Das war auch gut so, da wir noch wichtige Fracht an Bord hatten, die der EENSGEZINDHEID bei Abendessen gefehlt hätte. So wurden 2 Liter Sauce Hollandaise über knapp 10 Meter Entfernung auf das andere Schiff geworfen bevor die Fahrt weitergehen konnte.

Bei sehr gutem Wind ging es dann durch das IJsselmeer und der Hafen wurde kurz vor Sonnenuntergang erreicht. Nun ging es noch darum, die BREE SANT von Salz und Schmutz zu befreien. Mit viel Wasser, Seife und Schrubbern haben sich die Leichtmatrosen daran gemacht, dass Schiff zu putzen.

Abschließend las unser Reiseleiter Dieter uns allen noch das Logbuch vor und dankte allen Teilnehmenden, dem Skipper Klaas, der Matrosin Kathy und vor allem unserem Koch Sebastian. Ihm ist es zu verdanken, dass wir alle mit mindestens zwei Kilo mehr die Heimreise antreten können.

Geschrieben von der Besatzung der BREE SANT im Juli & August 2024