Bad Kreuznach. Soldatinnen sind in der Bundeswehr schon längst angekommen und leisten wie jeder Soldat ihren Dienst. Doch was sind die besonderen Herausforderungen mit häufiger Versetzung, Pendeln am Wochenende, Auslandseinsätze und Vereinbarkeit Familie & Dienst? Sechs Soldatinnen, die allesamt an unterschiedlichen Bundeswehrstandorten stationiert sind, nutzten vom 17. bis 19. Juli die Möglichkeit, an der ersten von der Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (EAS) angebotenen Soldatinnenfreizeit teilzunehmen, um sich mit einer Auszeit vom Alltag Raum und Zeit für sich und ihre Bedürfnisse zu nehmen.
Für ein erstes speziell für weibliche Soldaten konzipiertes Freizeitangebot der EAS trafen sich Frauen mit unterschiedlichen Lebenshintergründen. Eines aber einen Wunsch hatten alle gemeinsam: Endlich mal allein aus dem beruflichen wie privaten Alltag heraustreten, sich untereinander austauschen, sich vernetzen und Unterstützung zur Entlastung erfahren. Die aus dem gesamten Bundesgebiet angereisten Teilnehmerinnen wurden in der Evangelischen Familienferien- und Bildungsstätte, der Burg Ebernburg im wunderschönen Winzergebiet Bad Kreuznach von EAS-Familientherapeutin Petra Thomas-Krieft, EAS-Regionalreferentin Süd Heidtrud Henn und Sozialpädagogin Cordula Klaffs begrüßt.
Beim Ankommen auf der Burg war schnell klar, dass es jede Menge Gemeinsamkeiten gab. So kamen alle Soldatinnen schnell miteinander ins Gespräch und nutzten den ersten Abend, um sich besser kennenzulernen. Dabei überwiegten vorerst noch die beruflichen Belange, die unter den Teilnehmenden besprochen und geklärt werden konnten. Alle gaben sich darüber hinaus gegenseitig wichtige Informationen, die den beruflichen Alltag zukünftig unterstützen können.
Um Körper und Geist zu entspannen, startete jeder der kommenden beiden Tage mit Qigong-Übungen vor dem Frühstück. Selbstfürsorge ist schließlich wichtig. Nach einer spannenden und lustigen Vorstellungsrunde, ging es darum, die Bereiche Familie, Beruf, Spaß und Erholung, Freunde, sowie Hobby zu betrachten und zu analysieren: „Was ist mir besonders wichtig?“, „Wo geht meine Energie eigentlich hin?“, „Welche Bereiche habe ich noch nicht gesehen?“ und am wichtigsten „Wo brauche ich mehr Unterstützung?“. Dabei wurde es teilweise sehr emotional, was in der vertrauensvollen und emphatischen Atmosphäre der Gruppe seinen Raum haben durfte.
Um die Zeit der Entlastung und Erholung nicht zu kurz kommen zu lassen, hatte die EAS am Nachmittag zur Weinverköstigung mit anschließender Vesper im Weingut Gatting eingeladen. Diese war nicht nur informativ, sondern auch unterhaltsam. Im Anschluss brauchten alle noch ein wenig Bewegung und so begaben sich einige Teilnehmenden auf dem Weg zur Freiluftinhalation Salinetal, um erfrischende salzhaltige Luft, ganz wie am Meer, einzuatmen.
Am zweiten und letzten Tag stand noch eine Seminareinheit zur Selbstfürsorge auf dem Programm. Dabei ging es darum, die Bereiche des „Seins“ – mein Körper, meine Gefühle, mein Geist, meine Seele und mein spirituelles Angebundensein – zu betrachten und zu überprüfen, ob diese genug Aufmerksamkeit haben und wo die Zielvorstellungen für die verschiedenen Bereiche hingehen.
In der anschließenden Feedbackrunde waren sich alle Teilnehmenden einig: Diese Auszeit war ein gelungenes Wochenende und alle hätten dies schon längst früher einmal machen sollen. Das Ziel dieser Veranstaltung, sich mit anderen Soldatinnen auszutauschen, zu vernetzen und Unterstützungsmöglichkeiten für ihren beruflichen, aber auch familiären Alltag aufzuzeigen, wurde erreicht. Durch die vertrauensvolle und emphatische Atmosphäre ist es dem Team gelungen, dass die Soldatinnen auch mit belasteten Erfahrungen und Erlebnissen sich öffnen und somit die bereitgestellten Unterstützungsmöglichkeiten annehmen konnten. „Eine Auszeit kann eine wunderbare Gelegenheit für sich sein, eine neue Perspektive einzunehmen und Abstand von den alltäglichen Belastungen und Sorgen zu gewinnen. Dadurch lassen sich die Gedanken klären und anschließend bessere Entscheidungen treffen.“, so Thomas-Krieft. Aufgrund der positiven Teilnehmerrückmeldungen zu diesem speziellen Angebot, ist angestrebt, das Veranstaltungsformat beizubehalten, auszubauen und im kommenden Jahr wieder anzubieten.
Seit dem Jahr 2001 stehen Frauen in der Bundeswehr alle militärischen Laufbahnen offen. Mittlerweile leisten über 22.000 Soldatinnen ihren Dienst in allen Teilstreitkräften – Tendenz steigend. Sie übernehmen Verantwortung, gehen in den Einsatz und sind wesentlicher Bestandteil der Personalstrategie der Bundeswehr geworden. Am 16. November wird in einer von der EAS organisierten Podiumsdiskussion mit der Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, der Beauftragten für die Vereinbarkeit von Familie und Dienst in der Bundeswehr, Vertreterinnen der Militärseelsorge sowie Soldatinnen die Frage beleuchtet, ob Frauen in der Bundeswehr angekommen sind und die gleichen Rahmenbedingungen bezüglich Vereinbarkeit von Familie, Dienst, Einsatz- sowie Karriereplanung vorfinden? Die Veranstaltung wird via Live-Stream übertragen. Weitere Informationen sowie der Link werden zeitnah auf unserer Website www.EAS-Berlin.de bereitgestellt.