Hohnstein. Bizarre Felsformationen, eine einzigartige Naturlandschaft sowie Burgen und Festungsanlagen: Die Sächsische Schweiz gilt als eine der schönsten Regionen Mitteleuropas. Davon konnten sich auch 15 Bundeswehrangehörige und deren Familienmitglieder aus unterschiedlichen Standorten überzeugen, die vom 9. bis 14. Oktober beim „Wandern im Elbsandsteingebirge“ zu wahren Gipfelstürmern wurden. Die erstmals von der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (EAS) organisierte Veranstaltung feierte eine gelungene Premiere, bei der auch das Wetter mitspielte und die für viele atemberaubende Momente sorgte.
Hervorragend untergebracht waren die Teilnehmenden im herrlich gelegenen Ferienhof Grundmühle Hohnstein, zwischen Hohnstein und Bad Schandau. Das mehr als 400 Jahre alte Bauernhaus wurde liebevoll saniert und ließ in Sachen Komfort keinerlei Wünsche offen. In der gemütlichen Bauernstube wurden nicht nur die gemeinsamen Mahlzeiten eingenommen, die Frank Metzger in der großen Küche mit Feuereifer zubereitete und sich dabei gleich am ersten Abend mit seiner Haxe mit Rotkohl und Knödel ein kulinarisches Denkmal setzte, sondern auch geklönt und gespielt.
Gleich der erste Wandertag begann mit einem absoluten Highlight: Zunächst ging es durch den Amselgrund. Das wildromantische Tal des Grünbaches führt von Rathewalde bachabwärts nach Niederrathen und hielt Höhepunkte wie den Amselfall und den Amselsee, sowie zahlreiche bizarre Felsbildungen bereit. Natur pur, also. Weiter ging es durch die so genannten „Schwedenlöcher“, wie die abenteuerliche Schlucht zwischen dem Basteimassiv und dem Amselgrund bezeichnet wird. Ihren Namen erhielt die Schlucht in Erinnerung an den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Damals brachten Bauern aus der Umgebung in den zerklüfteten Felsformationen ihr Hab und Gut vor den schwedischen Truppen in Sicherheit. Der Wanderweg führt durch klammartige Felsengassen über rund 700 Stufen und zwei steile Eisenleitern durch eine einzigartige Felsenwelt. Von hier ging es weiter zu einem Aussichtspunkt, der die Gruppe bereits auf die gegenüberliegende Bastei blicken ließ – das nächste Ziel, welches über den Malerweg erreicht wurde.
Die große Aussichtsplattform war aufgrund von Sanierungsarbeiten geschlossen. Nichtdestotrotz konnte jeder von etlichen Punkten aus, einen einmaligen Panoramablick auf zahlreiche Sehenswürdigkeiten, wie den Lilien- oder den Königstein und über das Elbtal und Elbsandsteingebirge genießen. Auch von der Basteibrücke hatte man einen fantastischen Ausblick. Getrübt wurde dieser nur durch ein ziemliches Gedrängel an (Wander-)touristen. Den Nachmittag nutzten einige Teilnehmende, um noch der sehenswerten Burg Stolpen einen Besuch abzustatten, in der Gräfin Cosel, die in Ungnade gefallene Mätresse von August dem Starken, gefangen gehalten wurde.
Der zweite Wandertag begann mit einer kurzen Fährüberfahrt über die Elbe. Dort ging es weiter auf dem Wanderweg hinauf zum Lilienstein, der in seiner markanten Form ein wenig an den Tafelberg in Südafrika (Kapstadt) erinnert. Oben angekommen erwartete die Wanderer neben einem Rundblick über das Elbsandsteintal und -gebirge im wunderschönen Farbenspiel des Herbstes ein großer Obelisk. Das 2008 von einer Stiftung aufgestellte Denkmal erinnert an den ursprünglichen Obelisken, den August der Starke einst hier aufstellen ließ, nachdem er am 26. Juli 1708 als erster sächsischer Landesherr den Lilienstein bestieg.
Nach dem Übersetzen mit der Fähre wieder zurück auf die andere Seite des Elbufers, ging es weiter zur Festung Königstein, eine der größten Bergfestungen Europas, die sich auf dem gleichnamigen Tafelberg in 240 Metern Höhe erhebt. Der Wanderweg führt zunächst durch den Wald und wer sich die letzten Meter rauf zur Festung sparen will, kann auch einen Aufzug benutzen. Wer das 9,5 Hektar große Areal mit seinen 50, teilweise 400 Jahre alten Bauten erkunden will, sollte ausreichend Zeit einplanen. Beeindruckend ist nicht nur der 1.800 Meter lange Wallgang mit seinen 42 Meter hohen Mauern und Sandstein-Steilwänden, sondern auch der 152,5 Meter tiefe Brunnen im Zentrum der Anlage.
Der nächste Tag bot als Abwechslung vom Wandern und Klettern einen Besuch in Dresden. Nach einer zweistündigen informativen Stadtführung, vorbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des „Elbflorenz“ wie der Semper Oper, dem Zwinger, den Brühlschen Terrassen, dem Fürstenzug, dem Residenzschloss oder der Frauenkirche, bestand ausreichend Zeit, die Stadt bis zum Einbruch der Dunkelheit selbst zu erkunden – ob zum Shoppen oder bei einem Besuch im berühmten Grünen Gewölbe.
Die wohl anspruchsvollste Wanderung mit den Schrammsteinen stand für den letzten Tag an. Wer die zerklüftete Felsgruppe durch die Schrammsteintore erklimmen will, braucht Kondition und Nervenstärke. Neben den steilen Treppen hinauf, gibt es enge Felsspalten, die zu überwinden sind. Eine echte Gratwanderung auf dem so genannten Gratweg. Die Rotkehlchenstiege mit 286 Stufen weisen einen Höhenunterschied von rund 150 Metern auf. So mancher musste auf den Schrammsteinen seine Höhenangst überwinden, doch wie heißt es so schön: „Gemeinsam sind wir stark“. In der Gruppe gelang es, auch diese Herausforderung zu meistern – und so gab es als krönenden Abschluss nochmal einen atemberaubenden Ausblick, der sich kaum in Worte fassen lässt. Für viele die schönste Wanderung überhaupt, die ihren Ausklang bei einem Besuch in Bad Schandau fand.
„Es war einfach mega. Die Unterkunft in dem superschön renovierten Bauernhaus, die große Küche und das leckere Essen, die perfekte Organisation und nicht zuletzt das Programm, das auch noch Freiraum für eigene Unternehmungen ließ“, meinte eine begeisterte Teilnehmende und sprach damit allen aus dem Herzen. „Bleibt zu hoffen, dass diese Veranstaltung künftig einen festen Platz im Veranstaltungskalender der EAS haben wird.“