Ysselsteyn/Niederlande. Vom 17. bis 21. Juni organisierte die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Soldatenbetreuung (EAS) eine Seminarreise in die Niederlande und Belgien für 14 Lehrgangsteilnehmende der Fachschule der Bundeswehr in Faßberg. Dieses Seminar markierte den Abschluss ihres zweijährigen Lehrganges und legte den Grundstein für ihre zukünftige Laufbahn als Fachdienstoffiziere.
Ankommen und erste Eindrücke: Nach einer mehrstündigen Fahrt erreichten die Teilnehmenden die deutsche Kriegsgräberstätte Ysselsteyn in den Niederlanden. Diese wird vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. als Bildungsstätte betrieben und sollte für die kommenden Tage das Zuhause der Gruppe sein. Nach einer kurzen Begrüßung durch die EAS-Begleitenden Regionalreferent Dieter Hollinde und Regionalbetreuer Boris Broers, wurden die Unterkünfte bezogen und die Umgebung erkundet.
Im Anschluss begann der erste Teil des Seminars mit einer Führung über den benachbarten Friedhof. Jan Heemels, ein Mitarbeiter der Bildungsstätte, führte die Gruppe über den beeindruckenden 17 Hektar großen Friedhof, auf dem nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges alle gefallenen deutschen Soldaten überführt wurden und einen Ort der letzten Ruhe fanden. Auf diesem Friedhof befinden sich über 32.000 Kreuze, die teilweise mit Namen, teilweise nur mit der Inschrift „EIN DEUTSCHER SOLDAT“ versehen sind. Heemels vermittelte durch Einzelschicksale einen tiefen Eindruck vom Kriegsgeschehen in den Niederlanden und verdeutlichte die Tragödie des Krieges mit der Aussage, dass während der sechs Kriegsjahre durchschnittlich so viele Menschen täglich ihr Leben verloren, wie auf diesem Friedhof begraben sind. Nachdem die Eindrücke der Führung verarbeitet wurden, trafen sich alle zum gemeinsamen Grillen wieder und ließen den Abend bei Gesprächen ausklingen.
Deutsche Kriegsgeschichte hautnah erleben: Am nächsten Tag führte die Reise die Gruppe ins benachbarte Belgien zur ehemaligen Festung EBEN EMAEL. Diese Festung erlangte im Mai 1940 Bekanntheit, als sie von deutschen Fallschirmjägern innerhalb weniger Stunden eingenommen wurde. Ein Guide führte die Gruppe durch die Festung und gab detaillierte Einblicke in die historischen Ereignisse des Jahres 1940.
Besuch beim niederländischen Militär
Am Mittwoch stand ein Besuch beim Gräberdienst der niederländischen Streitkräfte auf dem Programm. Dank der langjährigen Verbindung von Dieter Hollinde zu dieser Institution durfte die Gruppe einen exklusiven Einblick erhalten. Hauptmann Geert Jonker, Leiter des Gräberdienstes des Königlichen Niederländischen Heeres, erklärte in einem Vortrag die tägliche Arbeit des Dienstes. Es werden noch immer wöchentlich Überreste von gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkrieges gefunden, die geborgen und möglichst identifiziert werden. Im besten Fall geschieht dies durch Erkennungsmarken, ansonsten durch Zahnabgleiche, Vermisstenmeldungen, Uniformteile oder sogar DNA-Untersuchungen. Der Gräberdienst sorgt dann dafür, dass die Fundstellen gesichtet und alles geborgen wird, um die Toten möglichst zu identifizieren, ihnen einen Namen zu geben und somit den Angehörigen einen Ort zum Abschied und der Trauer zu geben. Nach dem Vortrag konnte die Gruppe einen Einblick in das forensische Labor bekommen, wo die Gebeine dreier Kriegstoter zur Identifikation aufgebahrt waren. Der Prozess der Identifikation wurde ausführlich erklärt.
Am Nachmittag besuchte die Gruppe das niederländische Militärmuseum. Die beeindruckende Architektur und pädagogische Aufbereitung des Museums boten zahlreiche Exponate zur niederländischen Militärgeschichte. Trotz der etwas oberflächlichen Führung, die sehr von der Geschichte der Niederlande geprägt war, konnten die Teilnehmenden sich im Anschluss selbstständig einen detaillierten Überblick verschaffen.
Amsterdam darf nicht fehlen
Am letzten Programmtag besuchte die Gruppe die niederländische Hauptstadt Amsterdam. Eine einstündige Grachtenfahrt bot informative Einblicke in die Geschichte und Kultur der Stadt. Anschließend hatten die Teilnehmenden Zeit, die pulsierende Metropole auf eigene Faust zu erkunden. Der Tag endete mit einem gemeinsamen Abendessen in Amsterdam, bevor es zurück nach Ysselsteyn ging. Am Freitagmorgen trat die Gruppe die Heimreise an.
Ein großes Dankeschön
Die EAS bedankt sich bei allen Beteiligten der Seminarreise, insbesondere bei den Teilnehmenden und ihrem Hörsaalleiter Oberstleutnant Jürgen Hellwig für das entgegengebrachte Vertrauen. Ein besonderer Dank gilt auch dem Team der Bildungsstätte in Ysselsteyn für die hervorragende Beherbergung und natürlich Hauptmann Geert Jonker für die authentische Vermittlung der wichtigen Arbeit des Gräberdienstes.
Diese Seminarreise bot den Soldatinnen und Soldaten nicht nur einen historischen Überblick, sondern auch tiefe Einblicke in die Arbeit der Gräberdienste und die Geschichte der Nachbarländer, was zu einem besseren Verständnis und einer stärkeren Verbindung beitrug.